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1990

Ein Möbel mit Vergangenheit

Bürgermeister Smidts Schrank soll wieder bessere Tage sehen

 

 (WESER KURIER, 08.07.1990, von Ute Hellwege)

Nur so für sich genommen, einfach als Möbelstück, macht er schon eine Menge her der trutzige Schreibschrank, der derzeit von Möbelrestaurator Roger Kossann grundüberholt wird. „Ein gut gearbeitetes, solides norddeutsches Möbel aus dem Biedermeier“, ordnet Kossann den Schrank fachkundig ein. Das Innenleben aus massiver Eiche und Mahagoni läßt auf einen recht betuchten Menschen als ursprünglichen Auftraggeber schließen. Und tatsächlich, seinen eigentlichen Charme erhält das Objekt durch seinen einstigen Besitzer. Niemand Geringeres als Bremens Bürgermeister Johann Smidt ist es gewesen, der an diesem Schrank Anfang des vorigen Jahrhunderts gearbeitet hat. Ganz deutlich sieht man noch, wo der vielbeschäftigte Politiker sein Tintenfaß stehen hatte. Die blauschwarze Farbe vieler, vieler Kleckse hat sich tief in das Holz hineingefressen. Hinter einer Vielzahl von Ablagefächern verbergen sich vier Geheimladen. Was der Gründer Bremerhavens darin einst vor neugierigen Blicken geschätzt hat, wer weiß? Staatsgeheimnisse werden es kaum gewesen sein, denn der Schreibschrank stammt aus dem Privatbesitz Smidts. Heute gehört er dem Bremerhavener Morgenstern-Museum. Vor fast genau zehn Jahren wurde er mittels einer privaten Spende von Nachfahren Smidts, die heute in Hamburg leben, angekauft. Eher unbeachtet hat das Möbel die letzten Jahre verbracht. Doch das soll sich ändern. Wenn im Sommer 1991 der Neubau den Morgenstern-Museums eröffnet wird, dann wird der Schrank dank Roger Kossann nicht nur frisch gereinigt und behutsam repariert in einem Ausstellungsraum stehen. Die Museumsleute werden ihn zum Mittelpunkt einer behutsamen Szene machen: Bürgermeister Smidt läßt sich dann an diesem Schrank vom Hafenbaudirektor Johann Jacobus van Ronzelen die Pläne für den „Bremer Haven“ zeigen. Pläne, die überzeugten. Sie führten 1827 zur Gründung Bremerhavens.

„Ein solides Möbel aus dem Biedermeier“: Restaurator Roger Kossann arbeitet den alten Schreibschrank auf, an dem einst Bürgermeister Johann Smidt bremische Politik machte. (Foto: Weser-Kurier, Jochen Stoss)

 

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