• Restauratoren für Möbel und Holzobjekte
  • Restaurierungsberatung
  • Mitglied im Verband der Restauratoren (VDR)
2001

Alter Leim für alte Bauteile

Restauriert: Konstruktionselemente von Schütte-Lanz-Luftschiff wieder im Aeronauticum zu sehen

 

(NORDSEE-ZEITUNG, 11.04.2001, von  gwh)

Nordholz. Moderner Komponentenkleber auf alter Konstruktion ist für einen Restaurator ein Unding. Deshalb wurden für die Instandsetzung von Holzteilen des Schütte-Lanz-Luftschiffes SL 21 nach alten Rezepten auch Leim angerührt. Seit gestern sind die Trägerelemente wieder im Nordholzer Aeronauticum zu sehen.

Monate lang beschäftigte sich Roger Kossann, Restaurator für technische Kulturgüter, in seiner Bremer Werkstatt mit den drei mehr als 80 Jahre alten Sperrholz-Elementen. Dabei handelt es sich unter anderem um einen der so genannten Laufgangträger, der Wirbelsäule der Luftschiffe, an denen alle weiteren Konstruktionsteile befestigt wurden und die zugleich als Verbindungsgang für die Besatzung dienten. Die Kosten für die Restaurierung in Höhe von 15 000 Mark teilten sich die Bezirksregierung Lüneburg, der Landschaftsverband Stade und das Deutsche Luftschiff- und Marinefliegermuseum in Nordholz.

Die „substanzerhaltende Konservierung“ von Luftschiff-Bauteilen, so weit wie möglich mit alten Methoden und Materialien ausgeführt, war für Kossann selbst eine neue Erfahrung. Dabei begeisterte ihn nicht nur die Konstruktion und die akkurate handwerkliche Ausführung, sondern auch die „Leichtigkeit der Elemente“. So wiegt der dreieckige und drei Meter hohe Laufgangträger nur ganze 14 Kilogramm.

Zeppelins Konkurrent

Schütte gründete mit dem Mannheimer Karl Lanz, der die legendären „Lanz Bulldog“ -Traktoren herstellte, eine Firma, die die einzige echte Konkurrenz für die Friedrichshafner Luftschiffwerft des Grafen Zeppelin darstellte. Am 17. Oktober 1911 startete dann „SL 1“ zum Probeflug. Ein Meilenstein in der Geschichte der Luftfahrt: Die Prinzipien der Konstruktion sind noch heute bei den wieder neu aufblühenden Luftschiffplänen – etwa beim Berliner Cargo-Lifter – von Bedeutung.

In der Folgezeit wurden im Auftrag des Militärs 22 Luftschiffe gebaut. An dessen Einspruch auf Grund taktischer Einsatzüberlegungen letztlich scheiterte es, dass sich Schüttes hölzerne Luftschiffe durchsetzen konnten. Nach dem Friedensschluss von 1918 war der Luftschiffbau verboten, und die Produktionsanlagen wurden demontiert. Danach wurden in Brühl zwar nie wieder Luftschiffe gebaut, die Firma Schütte-Lanz aber gibt es noch – als Hersteller von Sperrholz.

Restaurator Roger Kossann (rechts) und Museumsmitarbeiter Heinz-Peter Hintze fügten die restaurierten Konstruktionsteile, hier einen Ringverbinder, wieder in die Sammlung ein. (Foto: Nordseezeitung gwh)

 

Zurück
Ja, auch diese Webseite verwendet Cookies. Hier erfahrt ihr alles zum Datenschutz