Historische Möbel werden zur Zeit restauriert
Mit einer Besonderheit wird die St. Johannes-Kirche in absehbarer Zeit für die Brautpaare aufwarten können, die hier in den heiligen Stand der Ehe treten wollen. Um die Weihnachtszeit kehren zwei „Patronatsstühle“ nach Ritterhude zurück, die fürderhin bei Hochzeiten den aufgeregten Eheaspiranten sicheren Halt verschaffen sollen. Mehreren Generationen der Familie Gröning dienten diese Stühle als herausgehobene Sitzgelegenheiten während der Gottesdienste; vor rund 60 Jahren wurden sie im Zuge eines Umbaus aus dem Gotteshaus verbannt. Nun bringt ein Restaurator die Möbel wieder in einen angemessenen Zustand, damit sie der künftigen Aufgabe gerecht werden und in der Kirche als Blickfang dienen können. Auslöser dieser Wiederentdeckung war der Entschluß des Ritterhuder Kirchenvorstandes, den Sakralbau einer gründlichen Auffrischung zu unterziehen. Sylvie v. Rex-Gröning, Mitglied dieses Gremiums wie auch des im Sommer eigens gebildeten Bauausschusses, nahm die Vorbereitung der Arbeiten zum Anlaß, sich gründlich mit der Geschichte von St. Johannes auseinanderzusetzen. Im Zuge dieser Nachforschungen wurde dann auch die Erinnerung an das historische Gestühl wach, das in einem Gelaß des Dammgutes abgestellt worden und in Vergessenheit geraten war.
Im Jahre 1792, so läßt sich ermitteln, wurde die neue, in dieser Form noch heute bestehende Kirche an der Stelle des ersten, 1702 entstandenen Gotteshauses errichtet. In diesem Zeitraum läßt sich ganz grob auch die Entstehung der beiden Patronatsstühle ansiedeln. Das Patronat, also die Übernahme von besonderer Verantwortung für die Gemeinde, wurde von den Eigentümern der fünf Ritterhuder Güter Dammgut, Fergersberg, Liethenhof, Eickhof und Hudenhof gemeinsam, allerdings zu unterschiedlichen Anteilen, wahrgenommen. Die fünf Familien hatten ihre Plätze in abgetrennten Bereichen rechts und links des damals noch vorhandenen Altartisches.
Das Patronat endete 1930, und im Zuge eines Umbaus, der zu dieser Zeit vorgenommen wurde, mußte auch das alte Kirchengestühl samt der Patronatsstühle weichen. Den beiden Stühle des Dammgutes, wahrscheinlich angeschafft durch den Bremer Bürgermeister Georg Gröning, der das Anwesen nach dem Tode von Friedrich August v. d. Hude gekauft hatte, wurde offenbar lange Zeit keine Bedeutung beigemessen.
Nun, anläßlich der Renovierung und des im kommenden Jahr anstehenden Kirchenjubiläums, sind sie ins Blickfeld gerückt. Arg lädiert allerdings nach so mancher unsachgemäßen Behandlung. Schon in der feuchten, oft ungeheizten Kirche haben die Prachtstücke in der Vergangenheit gelitten, unsachgemäße Reparaturversuche haben im Laufe vieler Jahrzehnte diese Schäden und das heimtückische Wirken der Holzwürmer unheilvoll ergänzt.
So bieten die aus Buche und Nußbaum gefertigten Lehnstühle zur Zeit noch ein recht trauriges Bild. Die zeitgenössischen Malereien auf den Mittelteilen der Rückenlehnen, einen Mann und eine Frau darstellend, sind abgeplatzt und teilweise verschwunden. Der Zahn der Zeit hat am Leder der Sitzbezüge genagt, es ist brüchig geworden und gerissen, hier fehlt an einem Stuhl ein Stück Schnitzerei, dort ein Fuß.
Diesem Mißstand wird nun ein Bremer Restaurator abhelfen, in dessen Werkstatt die Patronatsstühle seit kurzer Zeit stehen. Mitte Dezember, so hofft Roger Kossann gemeinsam mit den Ritterhuder Auftraggebern, wird das Werk vollbracht sein, werden die Sitzmöbel wird er im alten Glanz erstrahlen. Wobei dieser Ausdruck nicht zu wörtlich zu nehmen ist, denn die behutsame und sachgerechte Wiederherstellung der Kostbarkeiten schließt die Verwendung moderner Glanzprodukte aus. Schellackfirnis wird das Holz überziehen, wenn die Stühle in der Kirche aufgestellt werden. Nachvollziehbar ist, daß diese zeitaufwendige Arbeit ihren Preis hat. Rund 6000 Mark werden voraussichtlich aufzubringen sein.
Nun hat die Kirchengemeinde zwar mi der Volksbank eine Schirmherrin für die Aktion gefunden, gleichwohl aber ist mann dankbar für jeden Beitrag, der für diesen Zweck zur Verfügung gestellt wird. Die beiden Ritterhuder Geldinstitute haben für diesen Zweck Spendenkonten eingerichtet.