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2018

Tag der Restaurierung lockt zahlreiche Interessierte in Bremen an

(Weser Kurier, 14.10.2018, von Kornelia Hattermann)

 

Fachleute in Bremen nähern sich mit modernen Methoden und viel Fingerspitzengefühl alten Handwerkstechniken. In der Villa Wolde war der Besucherandrang am ersten Europäischen Tag der Restaurierung groß

 

Holzdecke Bremen Restaurator Nussbaum

Roger Kossan erklärt in der Villa Wolde die Restaurierungsarbeiten an den Holzkassettendecken. (Frank Thomas Koch)

 

„Im besten Fall soll man unsere Arbeit gar nicht sehen“, sagt Roger Kossann, der 30 Gästen im großen Saal der Villa Wolde am Osterdeich gerade die aufwendigen Restaurierungsarbeiten an den feinen Holzkassettendecken erläutert. Seine Kollegin Karen Melching erklärt zur gleichen Zeit im „Rittersaal“ einer ebenso großen Gruppe die vielen Schritte, die erforderlich sind, damit die Decke so aussieht, als wäre nichts gewesen.

 

Und draußen warten schon die nächsten Besucher. Das Interesse am 1. Europäischen Tag der Restaurierung ist groß, „wir sind förmlich überrannt worden“, freut sich Kossann, der gemeinsam mit Melching ein Restaurierungsatelier betreibt. In der Villa Wolde am Osterdeich, Ecke Lübecker Straße, die 1897 erbaut und 1998 unter Denkmalschutz gestellt wurde, hat die Werkstatt die Holzdecken in zwei großen Räumen restauriert.

 

In einem war das Füllungsfurnier spröde geworden und hatte Blasen geworfen, in dem anderen war ein Deckenteil abgesackt, Sand rieselte auf die Schreibtische in dem Raum. Sand ist früher als Feuerschutz aufgebracht worden und liegt auch jetzt noch auf der Decke, erklärt der Restaurator.

 

Wie wurde damals gebaut?

„Zuerst müssen wir herausfinden, wie die Decke damals gebaut wurde, damit wir rückwärts mit dem Abbau wieder ansetzen können“, erklärt Kossann die Herangehensweise an solch ein Projekt. „Hier muss ich aber ehrlich sagen: Ich weiß es nicht.“

Mit Kameras habe man nach der Balkenlage gesucht, mit Metalldetektoren nach Schrauben in den Rosetten. Als man die Rosetten abgenommen habe, habe man festgestellt, dass die Nägel nicht mittig angebracht worden waren. Die neue Verschraubung der Holzteile musste von einem Statiker berechnet werden.

 

In dem anderen Saal erzählt Karen Melching, dass das Grundstück der Villa, die der Bankier Heinrich August Wolde um 1897 nach einem Entwurf des Architekten Martin Haller bauen ließ, damals bis zur Straße Vor dem Steintor reichte.

Der Eigentümer habe später sogar Teile der Lübecker Straße mit Teakholz auslegen lassen, weil ihn der Lärm der Fuhrwerke gestört habe. Dieser Bereich sei noch an der anderen Pflasterung zu erkennen.

Breite Materialkenntnisse, Freude an der Handarbeit und Geduld brauchen Restauratoren in jedem Fall. Ein Brett mit wunderschön glänzender, furnierter Nussbaumfläche steht beispielhaft dafür. Mit diesem Material sind die Wände des großen Saals in der Glocke gestaltet, die die Restaurierungswerkstatt in den beiden Sommerpausen 2009 und 2010 bearbeitet hat, wie Karen Melching erklärt.

 

Nach einer Analyse der Oberfläche haben acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Schellacküberzug abgeschliffen und aufpoliert. Mit der Hand. Im ganzen unteren Saal. „Der Spiegelglanz bekommt dadurch eine besondere Tiefe, anders als bei heutigen Techniken, beispielsweise mit Wachs“, schwärmt einer, der damals mitgearbeitet hat.

 

 „Interessant, wie breit Restauratoren aufgestellt sind“

„Faszinierend“ und „spannend“ bewerten Horst Splettstößer und Frank Eckert aus dem Viertel die vielen Details der Restaurierung, „es ist interessant, wie breit Restauratoren aufgestellt sind“. Die Konservierungsarbeiten am Kiefert-Pavillon, das Restaurieren eines Safari-Chairs oder von Mahagoni-Stühlen aus der Zeit um 1905 erklären „Kossann & Melching“  anhand von Fotos und Objekten.

 

Duglore Katz aus dem Fehrfeld ist ganz begeistert von ihren Eindrücken in der Villa Wolde. Als Nachbarin von Karen Melching wollte sie mal sehen, was deren Arbeit als Restauratorin ausmacht. „Die Empathie für den Beruf – beeindruckend.“ Und das gilt auch für die Villa. „Dieses Haus lebt, und so soll es sein.“ Mehr Lob für die Restauratoren kann es nicht geben.

 

Bericht als PDF-Datei:
im_WESER-KURIER_2018-10-15

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